Subsanity Soundsystem, Winterthur

Dieses Soundsystem-Interview ist ein Teil einer Reihe. Weitere Interviews findest du fortan in unserer Kategorie Soundsystem Culture.

Das Subsanity Soundsystem ist rings um Winterthur in der Schweiz aktiv, hat aber auch schon Gigs in angrenzenden Ländern gespielt. Das Soundsystem ist seit neun Jahren eine Herzensangelegenheit von Stephan und Mathias. Wir von IrieItes.de haben den beiden Fragen im Rahmen unserer Soundsystem-Serie gestellt. Lest selbst…

Seit wann existiert euer Soundsystem und wo ward ihr bislang aktiv? Habt ihr reguläre Dances, womöglich in einer Homebase?

Das Soundsystem haben wir im Jahr 2015 begonnen zu bauen und sind nun seit fast 10 Jahren als Subsanity Soundsystem aktiv. In dieser Zeit haben wir technische Erweiterungen vorgenommen und haben uns musikalische weiterentwickelt. In den Anfängen haben wir mit dem Soundsystem in besetzten Häusern, auf Bauernhöfen und in Kellern gespielt. Von 2017 bis 2021 hatten wir eine Location in welcher wir regelmäßige Outdoor- und Indoor-Events organisiert haben. Dazu kamen verschieden Sessions in Zürich, Basel, Baden, Wetzikon, Pfäffikon, Frauenfeld, Luzern, Kempten (DE) etc. Seit 2021 veranstalten wir unsere Eventreihe “Sub Arena” in unserer Homebase, dem Salzhaus in Winterthur, unserer Heimatstadt.

Wo bzw. wie seid ihr das erste Mal mit dem Thema Soundsystem in Berührung gekommen?

Das war im Jahr 2011/12. Wir sind beide in etwa zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Dances zum ersten mal mit Soundsystems in Berührung gekommen. Stephan war an einer Session der “Dub School” in Neuchâtel mit Jah Roots Hifi und Aba Shanti-I. Mathias war am Outlook Festival in Kroatien, wo die Bass- und UK-Soundsystem Culture zelebriert wird.

Haben euch spezielle Events oder andere Soundsystems dazu inspiriert, ein eigenes System in Angriff zu nehmen?

Ab 2013 fuhren wir jedes Jahr zusammen an das Outlook Festival nach Kroatien. Da wurden wir durch Künstler wie Jah Shaka, Mad Professor, Michael Prophet, Channel One, Iration Steppas, Barrington Levy, Mungo’s HI FI, O.B.F und viele weitere, inspiriert. Zusätzlich dazu fuhren wir an Sessions in die Region um Genf, Basel, Bern, Zürich und St. Gallen. Da besuchten wir regelmäßig Sessions von Justice Rivah, Echolot Dub System und Melchizedek HI-Powa, was uns motivierte, unser eigenes Soundsystem zu bauen. Mathias hat zu dieser Zeit als Zimmermann und Stephan als Maler gearbeitet, somit haben wir unsere handwerklichen Fähigkeiten und Möglichkeiten genutzt und begannen gemeinsam, unser eigenes Soundsystem zu bauen.

Was begeistert euch an der Soundsystem-Kultur?

Die Energie, die Musik und die Geschichte! Seit der ersten Bassline, die wir über ein Soundsystem gehört haben, sind wir in den Bann gezogen worden. Die Energie bei einem Soundsystem-Dance steht in keinem Vergleich zu einem Dance mit einem normalen PA. An den Sessions hat uns seit je her die Friedliche, Meditative und energetische Stimmung fasziniert! Soundsystem ist wie eine große Familie. Wir durften in den vergangenen 10 Jahren mit Subsanity Soundsystem, so viele großartige Menschen kennenlernen, neue Orte besuchen und unvergessliche Momente erleben.

Habt ihr bei euren Selections Vorlieben? Welche Musik ist bei euren Dances zu hören?

Wir spielen gerne einen Mix aus Roots Reggae und Steppers. Von Greensleeves Tunes aus den Seventies bis hin zu neuen Releases von Russ D, wir lieben den Mix aus den verschiedenen Genres des Reggaes.

Gibt es besondere Künstler*Innen, Produzent*Innen oder Labels, die ihr besonders mögt und dementsprechend auch häufiger spielt?

Wir mögen Diversität in unseren Sets, aber Tunes von The Disciples, Roots Radics oder Yabby You dürfen auf keinen Fall fehlen.

Es gab sicher bei euren bisherigen Veranstaltungen schon viele Gäste? Andere Soundsystems und/oder Künstler*Innen/ Produzent*Innen etc.. Welche Gäste würdet ihr als Highlights bezeichnen?

Es ist schwierig zu sagen, wer von den Gästen ein Highlight war, da jede Session einzigartig war. Aba Shanti-I war auf jeden Fall ein sehr inspirierender Gast, als Selector und auch als Mensch. Das gilt ebenfalls für Mark Iration, Sukh von Indica Dubs, Danman, King Alpha, Rico von OBF.

Das Betreiben eines Soundsystems hat neben der Musik viel mit Technik zu tun. Stellt bitte eure aktuelle Hardware für die technisch interessierten Leser*Innen vor.

Unser Preamp ist von Ras FX aus Poole UK, die Sirene von Rigsmith SGE-1, der Dub Delay von Klementz. Unser DSP, Lautsprecher Prozessor, ist ein Ashley Protea 4.8SP. Das ganze System wird mit Lab Gruppen Verstärkern betrieben. Für die Tops eine Lab Gruppen IPD 2400, Mids Kicks und Subs mit zwei Lab Gruppen FP10000Q. Für unser 6 Scoop Setup haben wir noch eine Lab Gruppen FP6400.

Alleine schon logistisch ist ein Soundsystem herausfordernd. Wer macht bei euch was? Wer legt auf, wer macht die Flyer, wer baut auf etc.?

Stephan legt an den Sessions mehrheitlich auf und ist am Mic. Mathias ist am Control Tower und betreibt den Preamp, Delay, und Sirene. Nach Lust und Laune kann das aber auch mal wechseln. Die Selections werden zusammen ausgelesen. Stephan ist für das Graphic Design der Eventkommunikation und des Merch zuständig. Bookings werden jeweils zusammen im Austausch abgesprochen und organisiert. Mathias ist für den Bau von Lautsprechern, Social-Media und Logistik verantwortlich. Beim Auf- und Abbau sind wir entweder zu zweit oder zu viert.

Welche Visionen habt ihr für euer Soundsystem? Was steht demnächst an?

Unsere Vision ist es, dass wir in unserer Region so viele Menschen inspirieren können, an Sessions teilzunehmen oder sogar selbst ein Soundsystem zu bauen. Es ist immer schön zu sehen, wenn sich junge Menschen für Soundsystem begeistern und wir sind überzeugt, dass die Soundsystem-Szene neue, junge Leute braucht. Solange es möglich ist, wollen wir unsere Lieblings-Künstler*Innen nach Winterthur holen und so eine aktive und diverse Soundsystem-Szene aufbauen. Am 21. September 2024 wird King Shiloh bei uns an der Sub Arena im Salzhaus Winterthur zu Besuch sein. Wir freuen uns auf ein 4-stündiges DJ-Set von Neil, auf unserem Soundsystem!

Welche besonders wichtigen Tipps habt ihr an diejenigen parat, die derzeit darüber nachdenken, selbst aktiv zu werden?

Falls die Idee da ist, ein Soundsystem zu bauen und zu betreiben, ist unser Tipp: Do it! Zuerst klein anfangen, zu Beginn mal mit zwei Subs starten. Ein Soundsystem wächst über Zeit. Bei uns hat es etwa 5 Jahre gedauert, bis wir 6-Scoops fertig gebaut hatten. Soundsystem ist harte Arbeit, es braucht ein gutes Team und viel Leidenschaft. Wenn du siehst, wie dein Soundsystem den Menschen auf dem Dance ein Smile ins Gesicht zaubert, zahlt sich die harte Arbeit um ein Vielfaches aus! Bei allgemeinen Fragen stehen wir auch gerne zu Verfügung und helfen euch gerne weiter.

Interview: IrieItes-Crew/Christian Boeke (07/2024)