Alborosie “Dub Pirate” (Evosound)

Alborosie
“Dub Pirate”
(Evosound – 2024)

Seit Wochen komme ich gedanklich immer wieder auf dieses Album zurück, höre mir einzelne Dubs erneut an und kratze mich nachdenklich am Kopf. Das wurde auch nicht besser, als ich René Wynands überschwänglichen Text zum Album im Dubblog gelesen habe. Er spricht von einem “faszinierenden Dub-Erlebnis” und hebt dabei vor allem den Mut zur Dekonstruktion und das virtuose Arbeiten mit diversen Effekten immer wieder hervor. Und ja, Dub hat sehr oft etwas mit Dekonstruktion und dem mehr oder weniger üppige Einsatz von Effekten zu tun. Beide Elemente sind auf “Dub Pirate”, dem Dub-Nachfolger des bereits 2008 erschienenen Albums “Soul Pirate” mit den Hits “Kingston Town” und “Herbalist”, deutlich zu hören. Und das auf jedem Fall im Überfluss!

Und genau hier setzt meine Kritik an. Alberto D’Ascola aka Alborosie geht auf jeden Fall mutig an die Dub-Bearbeitung seiner eigenen, schon klassisch zu nennenden Vorlagen heran. Von “Kingston Town” ist in der “Kingston Dub Town”-Version kaum noch etwas übrig geblieben. Durch die fehlenden Vocal-Parts geht viel von der Eingängigkeit des Originals verloren. Das alleine ist für meine Ohren passend und macht guten Dub ja eigentlich aus. Warum er aber immer wieder den Saft wegdreht und damit den Flow ausbremst, ist mir unerklärlich. Reggae und Dub leben doch vom Groove, der vor allem durch Bass und Schlagzeug gelegt wird. Warum also immer wieder eine Art dumpf-wabernden Unterwasser-Stopptanz einbauen? Macht das die Dubs spannender? Ich finde nicht.

Leider macht Alborosie das immer wieder. Lediglich beim “Natural Mystic Dub” lässt er den Groove durchgängig bestehen. Etwas vorsichtiger ist er auch an den “Diversity Dub” heran gegangen, der neben dem “Tribal Dub” als zweiter Track mit ein paar Vocal-Schnipseln am Anfang aufwartet. Das macht diese beiden Versionen interessant. Bei den restlichen zehn Dubs nimmt Alborosie viel zu oft den Schwung raus, was die Mixe sperrig und aufgrund des überbordenden Einsatzes dieses Effekts etwas langweilig macht.

Karsten Frehe

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About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.