Ihr
ward neben Künstlern wie Jamaica Papa Curvin, Dr.
Ring-Ding & The Senior Allstars, Vitamin X, Natty
U und anderen hierzulande die Wegbereiter einer stetig
wachsenden Reggaeszene. Unermüdlich habt ihr nahezu
überall gespielt - ob nun auf Festivals oder in kleineren
Clubs in der Provinz. Wie würdet ihr rückblickend
die damalige vor dem Hintergrund der heutigen, mittlerweile
extrem angewachsenen Reggaeszene beschreiben?
Es
war schon etwas hart, Leute immer wieder davon zu überzeugen,
dass diese Musik was Besonderes ist, dass der Bass fett
sein muss, dass Reggae nicht immer ‚dasselbe' ist , dass
es ein Lebensgefühl ist und man das den ganzen Tag
hören will !!!!
Die Szene war halt klein und der Rest wusste nicht viel
über Reggae, Bob Marley ja, und danach nichts mehr......Es
war Independent, Underground Music, noch nichts zu sehen
von Kommerz. So gab es kleine Reggaegemeinden und zwei,
drei Soundsystems, dann und wann gab es Dances, die man
genüsslich in sich aufgesogen hat. Einmal die Woche
Rodigans Rockers auf BFBS im Radio, das war immer das
Highlight, die einzige Chance, die neuesten Riddims aus
Jamaica zu hören. Es hatte noch einen familiären,
privaten Charakter, das waren die Reggae Roots in Deutschland
und die waren stark und ehrlich.
Oft
hatte ich den Eindruck, dass der Reggaeboom fast ausschließlich
ohne diejenigen auskam, die über etliche Jahre im
Schweiße ihres Angesichts den Humus gelegt haben.
Fühlt ihr euch mit dem, was ihr geleistet habt, anerkannt/verkannt?
Die
junge Reggaegeneration kann uns nicht anerkennen, da sie
die Reggaegeschichte in Deutschland nicht kennen gelernt
hat - ist für sie wahrscheinlich auch nicht so prickelnd.
Die alten Weggefährten hingegen wissen das zu schätzen,
was wir alle zusammen geleistet haben. Was heißt
geleistet? Wir haben das einfach aus Liebe zu dieser Musik
gemacht, das war unsere Lebenseinstellung. Wir hätten
uns ja nie träumen lassen, dass Reggae so boomen
wird. Im Prinzip ist es aber ja Anerkennung, wenn man
sieht, dass hierzulande und heute Reggae etabliert ist,
die Musik, für die wir lange gekämpft haben.
Leider müssen WIR heute immer noch kämpfen...
Gentleman,
der dir auf dem Titel "Man" für deine lange
Karriere Respekt zollt, habt ihr als Gast eingeladen.
Zudem habt ihr Sugar Minott vor das Mikrofon geholt. Warum
habt ihr euch ausgerechnet für diesen jamaikanischen
und international geachteten Mann entschieden?
Sugar
Minott war schon immer einer unserer Favorits und es war
‚Jah works', dass Sugar in der Nähe eine Show hatte,
einen Day off nutzte um gerne die Einladung anzunehmen,
eine Combination bei uns aufzunehmen - für uns natürlich
eine große Ehre.
Gentleman
ist mittlerweile der wohl bedeutendste und international
angesehenste Reggaeinterpret im Land. Habt ihr auch schon
früher, als er zusammen mit Silly Walks durch die
Pampa unterwegs war und die Reggaefahne hoch hielt, Kontakt
gehabt?
Wir
sind alte Bekannte, haben uns damals schon kennen gelernt,
konnten seinen Weg mit verfolgen und gönnen ihm seinen
Erfolg von Herzen, he deserves it!!
Neben
Dr. Ring-Ding habt ihr Ragga Fränkie eingeladen,
zum neuen Album seinen Beitrag zu leisten. Von Dr. Ring-Ding
hört man immer noch viel. Über das Wiederauftauchen
von Ragga Fränkie habe ich mich echt gefreut. Macht
er jetzt wieder eigene Sachen, oder war es ein kurzer
Gastauftritt ohne Folgen?
Leider
sehen wir Fränkie sehr selten, so wurden die Aufnahmen
mit ihm auch während eines Besuches bei uns in einer
mitternächtlichen Spontanaktion gemacht. Sein Herz
schlägt immer noch für die Musik, obwohl er
anderweitig sehr eingespannt ist. Wir hoffen natürlich,
dass von ihm wieder mehr kommt, auf jeden Fall will er
zum Birthday Bash auflaufen und dann muss er mit uns auf
die Bühne......
Das
neue Album "Yardy" strotzt nur so vor musikalischer
Vielseitigkeit. Von Dancehall über Lovers und Roots
bis hin zu Dub. Gibt es bei all dieser Vielseitigkeit
doch die EINE Vorliebe, bei der du dich richtig wohlfühlst?
Ich
fühl mich bei allen wohl, bei jedem auf seine Art
und Weise, jeder Style gibt mir Vibes, Reggae ist einfach
ein Teil von mir.
Nachdem
eure frühen Platten "See Me Yah" "Movements"
und "Hold Tight!" bei dem kleinen aber feinen
Label Fünfundvierzig erscheinen sind, erscheit "Yardy"
nun bei Echo Beach, eher einem Label für Dub. Wie
kam es dazu?
Wir
waren auf der Suche nach einem neuen Label und so sind
wir auf Empfehlung zu Echo Beach gekommen und es hat von
den Vibes her gepasst. Da wir auch den Dub lieben und
bei den Live Shows auch immer gerne abdubben, haben wir
auch eine gemeinsame Vorliebe. Trotzdem wollen wir hier
an dieser Stelle unserem alten Label Fünfundvierzig
unseren Respekt aussprechen!
Wird
es eine begleitende Tour zum Album geben?
Im
Herbst soll es eine Clubtour geben.
Sind
bereits neue Projekte in Arbeit, oder steht "Yardy"
erst mal an erster Stelle?
"Yardy"
ist in Etappen in den letzten Jahren entstanden und wir
sind froh, dass es endlich auf dem Markt ist, wir melden
uns damit zurück und so steht dies und natürlich
jetzt Live Shows an erster Stelle.
Interview:
Karsten Frehe (06/2007)
www.yard-music.de
www.myspace.com/sistagracy
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