"All
A Dem A Do" entwickelte sich verdientermaßen
international zu einem Radiohit. Leider habe ich das hier
in Hamburg - bei zugegeben wenig Radiokonsum - nicht so
richtig feststellen können. Würdet ihr sagen,
dass die Reaktionen anderswo deutlich besser waren? Sind
Radiostationen im Ausland mitunter mutiger bei ihrer Musikauswahl?
Flo: Weiss nicht ob es besonders
mutig ist unsere Songs im Radio aufzulegen. Die Sender
hier in Berlin hatten jedenfalls kein Problem damit. Auch
in Österreich hatten wir gutes Airplay. Am meisten
werden wir allerdings in den USA gespielt, wo es zahlreiche
unabhängige College Radiostationen gibt, die nicht
nur den Mainstream bedienen.
Der stimmlich vielseitige Juggla ist auf "Rough
Out There" viel öfter zu hören und scheint
sich zu einem festen Mitglied der Band gemausert zu haben.
Stimmt das?
Axel: Ja, im Gegensatz zu unseren
letzten beiden Alben wollten wir diesmal hauptsächlich
mit nur einem Vocalisten arbeiten. Juggla war für
uns einfach die logische Wahl, da wir schon mit ihm getourt
sind und er aussergewöhnlich vielseitig ist.
Parallel arbeitet er allerdings immer noch beim Overproof
Soundsystem. Wie schafft er das? Hat er nicht einen prall
gefüllten Terminkalender?
Flo: Allerdings, am ersten September
muss er beispielsweise einen Gig mit Noiseshaper in Lisabon
spielen und am nächsten Tag den frühest möglichen
Flieger nach Birmingham nehmen um rechtzeitig beim Soundcheck
mit Overproof zu erscheinen.
Auch Vido taucht wieder auf, allerdings nicht in einer
so dominanten Rolle wie beim frühen "The Only
Redeemer", das er auch bei der Tour präsentiert
hat. Wird er zukünftig wieder mehr vorm Noiseshaper-Mikro
stehen oder bleibt es eher bei der durchgängigeren
Kooperation mit Juggla?
Flo: Grundsätzlich sind Kooperationen
mit anderen Vokalisten natürlich immer interessant
für uns, wir werden aber weiterhin verstärkt
mit Juggla zusammen zu arbeiten.
Axel: Vido hat ja zusammen mit Jackie Deane die Backingvocals
fürs neue Album beigesteuert und bei unseren Gigs
in Berlin ist er auch fast immer mit am Start.
Dennis
Bovell, eine Ikone des britischen Reggae, ist auf zwei
Tracks des neuen Albums am Bass zu hören ("Rough
Out There" und "Bushmaster"). Wie kam dieser
Kontakt zustande?
Flo: Axel arbeitet ja seid geraumer
Zeit bei Adrian Sherwood in London, dadurch war es nicht
schwierig den Kontakt zu Dennis Bovell herzustellen. Ich
habe mich als alter LKJ Fan natürlich besonders gefreut
dass er sich bereit erklärt hat mit uns zu arbeiten.
Geht es euch bei dieser Zusammenarbeit um einen zugkräftigen
Namen oder eher um musikalische Qualitäten?
Axel: Dennis Bovell hat halt
einen zugkräftigen Namen auf Grund seiner musikalischen
Qualitäten.
Flo: Aber um reines Namedropping ist es uns nicht gegangen.
Insgesamt erscheint mir "Rough Out There"
etwas tanzbarer als der Vorgänger. Guckt ihr mehr
beim Komponieren auf die Dancefloor dieser Welt als früher?
Flo: Ich finde unsere früheren
Stücke auch durchaus tanzbar.
Axel: Eigentlich haben wir uns weniger um so was gekümmert
und so gesehen gab es auch mehr "four to the floor"
- Titel auf der letzten CD. Uns war es eher wichtig ein
in sich stimmiges Album zu produzieren.
Nachem die beiden ersten Alben bei Different Drummer
erschienen sind, kommt "Rough Out There" über
Echo Beach. Woran lag es im wesentlichen, dass ihr das
Label gewechselt habt?
Flo: Da ja unser Vertrieb ,die EFA
Medien, Pleite gemacht hat und Different Drummer uns nicht
mehr bezahlen konnte oder wollte, war es für uns
klar dass wir das Lable wechseln würden. Heute sind
wir glücklich bei Echo Beach gelandet zu sein.
Axel: Wir hatten ja mit Echo Beach auch schon in den letzten
Jahren durch Compilations und Remixes zu tun und da hat
sich eine mögliche Zusammenarbeit schon abgezeichnet.
Auf "Rough Out There" ist ein Remix von Carl
Douglas "Kung Fu Fighting zu hören, der vorher
ebenfalls auf der Versammlung unterschiedlichster Remixe
desselben Songs bei Echo Beach zu hören war. Was
habt ihr als erstes gedacht, als Nicolai Beverungen von
Echo Beach mit dieser Idee an euch trat?
Flo: Ich fand es ganz lustig mal
so einen alten Song aus den Siebzigern bearbeiten zu dürfen.
Ich kannte "Kung Fu Fighting" ja von der gleichnamigen
Fernsehserie aus meiner Kindheit.
Axel: Mein erster Gedanke war, wer will sich 16 mal hintereinander
Kung Fu Fighting in verschiedenen Versionen anhören.
Was nicht heissen soll, dass die Idee schlecht war, es
sind ja auch wirklich einige sehr gute Remixes auf der
Compilation drauf. Ausserdem war es sehr interessant mit
den Originalspuren einer 70er Jahre Produktion zu arbeiten.
Beim Summerjam habt ihr am Anfang eures Sets, vor allem
Juggla, nicht ganz so glücklich und entspannt gewirkt.
Lag das an der zugewiesenen ungünstigeren Zeit für
den Auftritt am Sonntagnachmittag oder woran? Vielleicht
war es ja auch nur mein persönlicher Eindruck.
Flo: Wir hatten am Samstag einen
ziemlich lustigen Gig in Hannover gespielt und hinterher
etwas zu ausgiebig gefeiert. Am nächsten Tag mussten
wir früh raus um rechtzeitig beim Summerjam aufzutauchen.
Dann musste alles ganz schnell gehen und vielleicht haben
wir dadurch einen etwas unentspannten Eindruck gemacht,
so schlimm wars aber auch wieder nicht. Mir hat`s jedenfalls
Spass gemacht.
Axel: Ich glaube Juggla hatte auch Probleme mit dem Monitorsound
und Vido kam erst in letzter Sekunde zur Bühne, das
mag vielleicht auch dazu beigetragen haben.
Ihr ward ausgiebig auf Tour. Wo waren die Reaktionen des
Publikums am besten?
Axel: Das ist schwer zu sagen, da
wir in sehr unterschiedlichen Venues spielten. Von kleinen
Clubgigs bis zu grossen Festivalbühnen. Mir persönlich
hat die Stimmung am besten in Wien und Augsburg gefallen.
Flo: Die Leute haben glücklicherweise überall
gut auf uns reagiert, ich fand vor allem das Reggae Meeting
in der Nähe von Prag ziehmlich cool. Das ist ein
Free Festival, wo die Leute keinen Eintritt sondern nur
eine Spende nach eigenem Ermessen geben. Die Veranstalter
machen absolut keinen Profit sondern handeln aus reinem
Idealismus, sowas gibt`s in Deutschland leider nur noch
selten.
Welche Projekte stehen demnächst an?
Flo: Wir werden im Herbst weiter
mit unserem aktuellen Album Touren und an neuen Tracks
arbeiten.
Axel: Ausserdem haben wir gerade einen Remix für
einen amerikanischen Hip Hop Act fertig gestellt und basteln
auch schon an unserem nächsten Album, das dann 2006
erscheinen wird.
Interview:
Karsten Frehe (08/2005)
Fotos: Fabian Hilger
Zum
Review des Albums!
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